Finanziertes Auto verkaufen: So wirst du den Kredit (und den Wagen) vorzeitig los – ohne Chaos

15. Dezember 2025 | Ratgeber

Das Leben spielt manchmal verrückt. Vor zwei Jahren hast du dir den sportlichen Zweisitzer gekauft, weil du Single warst und das Leben genießen wolltest. Heute? Freundin schwanger, Kinderwagen passt nicht rein, und der Rücken tut auch weh. Ein Kombi muss her.
Das Problem: Der Zweisitzer ist noch gar nicht abbezahlt. Der Kredit läuft noch 3 Jahre und der Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II) liegt sicher im Tresor der Bank.
Viele denken jetzt: „Mist, ich bin gefangen. Ich kann das Auto nicht verkaufen, weil es mir nicht gehört.“

Falsch! Du kannst. Es ist nur ein bisschen komplizierter als normal. Ich hab das Prozedere gerade mit einem Nachbarn durchgekaut und erkläre euch, wie ihr aus der Nummer sauber rauskommt.

Schritt 1: Was kostet die „Scheidung“ von der Bank?

Bevor du den Wagen bei Mobile oder Autoscout reinhaust, ruf deine Bank an. Du musst wissen, wie hoch der Ablösebetrag ist. Das ist die Restschuld, die noch offen ist. Achtung: Die Bank wird wahrscheinlich eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Klingt gruselig, ist aber halb so wild. Der Gesetzgeber hat das gedeckelt:

  • Maximal 1,0 % der Restschuld, wenn der Kredit noch länger als 12 Monate läuft.
  • Maximal 0,5 %, wenn er weniger als 12 Monate läuft.

Rechenbeispiel: Bei 15.000 € Restschuld sind das maximal 150 €. Das ist verschmerzbar, oder? Lass dir den genauen Betrag schriftlich geben. Das ist wichtig für den Verkaufspreis.

Weg A: Der bequeme Tausch (Händler)

Der einfachste Weg ist die Inzahlungnahme. Du gehst zum Händler, suchst dir den neuen Familien-Kombi aus und sagst: „Hier ist mein Alter, aber der ist noch finanziert.“ Der Händler regelt dann alles. Er löst den Kredit bei deiner alten Bank ab, verrechnet den Wert mit dem neuen Auto und du musst quasi nur unterschreiben. Der Haken: Ein Händler zahlt dir im Einkauf natürlich weniger als du auf dem freien Markt bekommen würdest. Du erkaufst dir die Bequemlichkeit also mit Geldverlust. Muss jeder selbst wissen, ob ihm der Stress beim Privatverkauf das wert ist.

Weg B: Privat verkaufen (Mehr Geld, mehr Aufwand)

Hier holst du meistens 10-20% mehr raus. Aber wie verkaufst du ein Auto ohne Brief? Der Käufer will ja nicht die Katze im Sack kaufen.

Hier gibt es zwei Methoden:

  1. Du hast Reserven: Du zahlst den Kredit erst mit deinem Ersparten ab, holst dir den Brief und verkaufst dann ganz normal. Das ist der Königsweg, weil es für den Käufer am sichersten wirkt.
  2. Du brauchst das Geld vom Käufer: Das ist der Klassiker. Du musst offen mit dem Käufer sprechen. Spielt mit offenen Karten!
    • Macht einen Kaufvertrag.
    • Der Käufer überweist den Ablösebetrag direkt an deine Bank (nicht an dich!). Den Restbetrag (dein Gewinn) kriegst du.
    • Die Bank schickt den Brief dann direkt an den Käufer (oder an eine Zulassungsstelle seiner Wahl).

Das erfordert viel Vertrauen vom Käufer. Biete ihm an, dass ihr das gemeinsam in der Filiale macht (wenn es eine Filialbank ist) oder telefoniert beim Kauf laut mit der Bank. Transparenz ist hier die Währung.

Ein Wort zur „Sicherungsübereignung“

Noch ein kleiner Tipp, weil ich das oft gefragt werde: Darf ich das Auto überhaupt inserieren? Ja, darfst du. Du bist der Halter, auch wenn die Bank der Eigentümer ist. Du darfst nur das Eigentum nicht übertragen, bevor die Bank ihr Geld hat. Schreib am besten direkt in die Anzeige: „Fahrzeug ist noch finanziert, Ablauf kann gemeinsam geklärt werden.“ Das filtert unseriöse Anfragen direkt raus.

Hast du schonmal ein finanziertes Auto verkauft? War es ein Drama oder ging es glatt?